Die Rotkäppchen-Mumm-Gruppe ist deutscher Marktführer. Einen kleinen Teil ihrer Sekt-Produktion gibt es auch als Flaschengärung. Foto: Ingo Paszkowsky

Alles, was Du schon immer über Sekt wissen wolltest

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Alle Sekte – egal wie teuer oder billig – werden aus bereits fertig vergorenem Wein hergestellt, der einer zweiten Gärung zugeführt wird. Das gilt auch für Champagner, Crémant und spanische Cava. Gemeinsames Kennzeichen ist die sogenannte Perlage aus Kohlendioxid, die dem Getränk in Gestalt kleiner Blasen entweicht.

Das ist aber schon alles, was Industriesekte aus dem Supermarkt mit traditionell hergestellten Winzersekten gemein haben. Vielen Konsumenten ist der Unterschied nicht bewusst und sie greifen zum Billigprodukt.

Tank oder Flasche? Das ist hier die Frage

Es ist nicht schwer, zwischen cremig-frischem Winzersekt und grobem Industriesekt zu unterscheiden. Wichtigstes Merkmal ist die Methode der Herstellung – wurde der Sekt im Großtank vergoren (Industriesekt) oder in der Flasche (Winzersekt)?

Rotkäppchen Tradition Halbtrocken heißt der meistgekaufte Sekt in Deutschland. 2,50 Euro kostet die Flasche kurz vor Silvester bei REWE in Berlin-Charlottenburg.

Der Rotkäppchen Tradition Halbtrocken und viele andere Industriesekte in Supermärkten, Tankstellen und anderen Verkaufsstellen werden im sogenannten Tankgärverfahren produziert, das gegenüber der traditionellen Flaschengärung enorme ökonomische Vorteile bietet.

Beim Tankgärverfahren findet die zweite Vergärung der Grundweine in riesigen Behältern statt, die weit über 100.000 Liter fassen können. Nach der Hefe-Filtration kommt das Erzeugnis in die Flaschen. Beim Umfüllen aus einem Riesentank unter Druck in kleine 0,75-Liter-Flaschen entweicht ein großer Teil des natürlichen Kohlendioxids, das beim langsamen Vergären entstand. Es muss durch technisch hergestelltes Gas ersetzt werden, das die Perlage des Getränkes grob macht.

Beim traditionellen und aufwendigen Flaschengärverfahren findet die zweite Gärung in der Flasche selbst statt. Nach mindestens neun Monaten Ruhezeit auf der Hefe (bessere Sekte liegen drei Jahre und länger, um Textur und Aromen optimal auszubilden), erfolgt das sogenannte Degorgement, auch Enthefen genannt. Dabei wird die Flasche auf den Kopf gestellt und die Hefe im Wasserstoffbad vereist. Sie schießt beim Öffnen durch den eigenen Druck aus der Flasche. Dann füllt man die sogenannte Dosage nach und verkorkt die Flasche. Fertig. Bei entsprechender Sektmacherkunst zeichnet sich das Endprodukt durch eine weiche und erfrischende Perlage aus natürlich entstandener Kohlensäure aus.

Ein dritte gängige Methode heißt Transvasier-Verfahren und ist eine industriell anwendbare Abwandlung der Flaschengärung.

Unterschiede, nicht nur im Preis

Die meisten industriell hergestellten Supermarktsekte kosten um die 5 Euro. Flaschenvergorener Winzersekt kostet ab etwa 10 Euro, Spitzenqualitäten erzielen deutlich höhere Preise.

Die Rotkäppchen-Mumm-Gruppe setzte im Jahr 2017 163 Mio. Flaschen Sekt ab und ist deutscher Marktführer. Zweiter Player ist die zum Oetker-Imperium gehörende Henkell-Gruppe, die ab Januar 2019 als Henkell Freixenet firmiert. Rotkäppchen, Henkell und andere industrielle Sektproduzenten verarbeiten fertige Weine aus der ganzen EU.

Um eine Abgrenzung zu industriell hergestellten Sekten bemühen sich mehrere Organisationen. Der VDP (Verband deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter) plant seine ohnehin komplizierte Klassifikation um ein eigenes System für Sekt zu ergänzen. Beim Deutschen Sektverband arbeitet man an Qualitätsstufen wie „geschützter Ursprung“ (g.U.) und „geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.). Auch im Verband der Traditionellen Klassischen Flaschengärer in Trier bastelt man an einem eigenen Konzept.

Das digitale Weinmagazin CaptainCork.com kreierte in Zusammenarbeit mit dem Sekthaus Solter in Rüdesheim/ Rheingau einen eigenen Sekt, den CaptainCork Blanc de Blanc Zéro Brut Nature (40 Monate Hefelager).

Titelfoto / Die Rotkäppchen-Mumm-Gruppe ist deutscher Marktführer. Einen kleinen Teil ihrer Sekt-Produktion gibt es auch als Flaschengärung. Franziska Bieler erläutert den Herstellungsprozess, / Foto: Ingo Paszkowsky

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