Die einmalige Aussicht veranlasste König Friedrich Wilhelm IV., das Belvedere auf dem Pfingstberg nach seinen Plänen errichten zu lassen. Inspiriert von seiner Italienreise 1828 skizzierte er dieses Bauwerk als Krönung seiner Umgestaltung von Potsdam in ein preußisches Arkadien. Zahlreiche römische Bauten, wie die Villa Medici, die Villa d’Este in Tivoli sowie das Casino der Villa Farnese in Caprarola standen für dieses Bauwerk Pate. Mit der Bauausführung wurden Ludwig Persius und nach dessen Tod die Architekten Friedrich August Stüler und Ludwig Ferdinand Hesse beauftragt.
Der Bau des Belvedere begann 1847. Zuerst entstanden die beiden Türme, mit je einem römischen und einem maurischen Kabinett sowie einer verbindenden Nordgalerie. Es folgten die einen ersten Innenhof umfassenden seitlichen Arkaden mit darüber liegenden Kolonnaden.

Der zweite Innenhof war zwischen den Flügelmauern und einem zweigeschossigen Casino als Gästehaus wie im Vorbild in Caprarola geplant. Eine Freitreppenanlage mit Springbrunnen, Wasserkaskade und Terrassen am Südhang des Pfingstberges sollte die Verbindung zum Neuen Garten herstellen.
1852 wurde der Bau zugunsten der Orangerie von Sanssouci unterbrochen und erst 1861 nach Krankheit und Tod Friedrich Wilhelms IV. von dessen Bruder Wilhelm I. in eingeschränkter Weise zum Abschluss gebracht. Das Wasserbassin im Innenhof erfüllt neben der architektonischen Spiegelung die technische Funktion eines Hochbehälters für die Bewässerung des Neuen Gartens. Das Bassin wird auch heute noch mit Wasser aus dem Jungfernsee durch ein Pumpwerk in der Meierei des Neuen Gartens gespeist.
Strenge Regeln für den Besuch
Nur wenige Jahre nach der Fertigstellung des Baus war das Belvedere nicht mehr nur Mitgliedern und Gästen des Königshauses vorbehalten, sondern auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich, wobei es strenge Regeln einzuhalten galt. So war beispielsweise das Rauchen von Tabak ebenso untersagt wie das Mitbringen von Hunden.
Das Belvedere erfreute sich wachsender Beliebtheit, wie zahlreiche Postkarten aus der Zeit um 1900 belegen. Nach zahlreichen notwendigen Reparaturen aufgrund von Material- und Baumängeln wurde das Pfingstbergensemble 1936 anlässlich der Olympischen Spiele in Berlin noch einmal renoviert.

Trotz Kämpfen um den Pfingstberg erlitten die Gebäude während des zweiten Weltkrieges keine wesentlichen Schäden und die Aussicht von den Belvedere-Türmen war weiterhin für Besucher zugänglich.
Erst 1961 wurde das Belvedere wegen der örtlichen Nähe und der guten Sicht auf die innerdeutschen Grenzanlagen und die Militäranlagen der sowjetischen Garnison für den Besucherverkehr gesperrt. Zu dieser Zeit zog auch die Witwe des letzten Kastellans aus der Wohnung in der Nordfront des Belvedere aus.
Früher dem Verfall preisgegeben
Zubetonierte Fenster und verbarrikadierte Türen demonstrierten Verlassenheit, die dem Vandalismus freien Lauf ließen. Der Park war als künstlerische Anlage bald nicht mehr zu erkennen. Wegweiser oder Publikationen gab es kaum, seit 1980 war das Pfingstbergensemble auch aus dem Potsdamer Stadtplan verschwunden.
Erst 1988 begann man aufgrund der Aktivitäten der „Arbeitsgemeinschaft (AG) Pfingstberg“ im Potsdamer Kulturbund wieder auf den Pfingstberg aufmerksam zu werden. Die Parkanlage wurde von Gestrüpp befreit, das östliche Rasenparterre und die Wege wieder freigelegt.
Nach der Wiedervereinigung gelang dem nun gegründeten Förderverein Pfingstberg in Potsdam e.V. die Einwerbung zahlreicher Spenden für Wiederaufbau und Sanierung des Gebäudes. 1994 konnte die Eigentümerin des Pfingstbergensembles, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), erste Arbeiten zur Sanierung des Bauwerks einleiten.

Im April 2001 wurde der westliche Aussichtsturm wiedereröffnet, im Juli 2003 wurden auch der Ostturm, die Ostkolonnade und die Nordarkade fertiggestellt und im Mai 2005 konnte mit der Fertigstellung der äußeren Flügelmauern die Sanierung des historischen Gebäudes auf dem Pfingstberg beendet werden.
Die vollständige Wiederherstellung des Belvedere ist neben den vielen tausend Einzelspenden vor allem auch den Großspenden von Prof. Dr. Werner Otto und der Hermann Reemtsma Stiftung zu danken.
Die dem Verfall anheim gegebene märchenhaft romantische Ruine im verwilderten Park der späten 1980er Jahre wandelte sich zu einer majestätischen Erscheinung, die den Namen „Krone über der Stadt“ wahrlich verdient hat. Heute steht das Belvedere für Potsdams schönste Aussicht, vielfältige kulturelle Nutzung ebenso wie für private Anlässe, Gesellschaften und Empfänge der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Pomonatempel – das Erstlingswerk von Karl Friedrich Schinkel
Der 1801 fertiggestellte Pomonatempel ist das erste ausgeführte Bauwerk des jungen Architekten Karl Friedrich Schinkel. Er wählte für den zu errichtenden Teepavillon die Form eines griechischen Tempels und nahm dazu die Nordfassade des Erechtheions auf der Akropolis von Athen zum Vorbild. Das blau-weiß-gestreifte Sommerzeltdach wurde vermutlich erst einige Jahre später für Teegesellschaften oder andere Anlässe auf der Dachterrasse ergänzt, es entspricht aber genau dem Stil der damaligen Zeit und korrespondiert mit Ausstattungen in anderen Schlössern.
Am Südhang des Pfingstbergs befand sich im 18. Jahrhundert ein großer privater Weingarten. Sein Besitzer, der Geheime Rat Carl Ludwig von Oesfeld, beauftragte im Jahr 1800 den damals erst neunzehnjährigen Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) im Zuge von Verschönerungsarbeiten und als Geschenk an seine Frau mit dem Neubau eines „temple de Pomona“, einem Tempel zu Ehren der römischen Göttin des Obstsegens.

Nachdem das Belvedere 1863 zu einem reduzierten Abschluss gebracht wurde und der Pomonatempel entgegen der ursprünglichen Planung doch erhalten blieb, folgte die Einbeziehung des Tempels in die Gartenanlage von Peter Joseph Lenné. Ein halbrunder Laubengang verbirgt geschickt die asymmetrische Stellung des Pomonatempels gegenüber dem Belvedere und leitet gleichzeitig zu ihm über.
Der nach 1945 bis auf die Grundmauern verfallene Pomonatempel wurde dank einer Spende der Hermann Reemtsma Stiftung von 1992 bis 1993 rekonstruiert und ist seitdem wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Innenraum wird für Ausstellungen genutzt und auf dem Dach des Tempels finden in der Sommersaison im Rahmen der Reihe Kultur in der Natur Lesungen und Märchenerzählungen statt.
Parkanlage mit vielen Sichtachsen
Die Bauwerke auf dem Pfingstberg und die sie umgebende Parkanlage ergänzen einander vortrefflich. Peter Joseph Lenné (1789-1866), der die preußische Gartenlandschaft maßgeblich prägte, schuf auf dem Pfingstberg eine romantische Gartenanlage.
Friedrich August Stüler brachte das Belvedere mit den charakteristischen Doppeltürmen in den Jahren 1860 bis 1863 unter Verzicht auf die hängenden Gärten, die Freitreppen und die Wasserkaskade am südlichen Hang des Pfingstberges zu einem baulichen Abschluss. Dadurch blieb Schinkels Pomonatempel erhalten.
Lenné fiel nun die Aufgabe zu, die unvollendet gebliebenen Architekturträume in eine Parkanlage zu betten und diese mit dem Neuen Garten zu verbinden.

Lenné umgab das Belvedere und den Pomonatempel zunächst mit großzügigen runden, halbrunden und rechteckigen Rasenparterres und einem den zweiten Innenhof des Belvedere abschließenden halbrunden Laubengang, der eine geschickte Lösung zur Einbeziehung des zum Belvedere nicht axial stehenden Pomonatempels darstellt. Eine große Serpentine windet sich den Berg hinab, an dessen Fuß als Übergang zur Bebauung entlang der Großen Weinmeisterstraße eine geometrisch bepflanzte Obstwiese liegt. Durchzogen von vielen verschlungenen Wegen zieht sich die Parkanlage auf diese Weise hinunter zum Mirbachwäldchen und von dort in den Neuen Garten.
Die zahlreichen Sichtachsen aus dem dichten Baumbestand heraus geben Blicke frei hin zur Pfaueninsel, zum Casino und Schloss Glienicke, Schloss Babelsberg und zum Flatowturm sowie zur früheren Heilig-Geist-Kirche, der Nikolaikirche und der Potsdamer Innenstadt.
Seit 1995 wurde die Gartenanlage durch die Gartendirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Wesentlichen wiederhergestellt.

Service
Öffnungszeiten:
Belvedere – Potsdams schönste Aussicht, Ausstellung zur Geschichte des Pfingstberges und Audioguides
April bis Oktober, täglich 10 bis 18 Uhr
März und November, Samstag und Sonntag 10 bis 16 Uhr
Erwachsene 4,50€ (mit Audioguide 5,50€)
ermäßigt 3,50€ (mit Audioguide 4,50€)
Pomonatempel
Ostern bis Oktober, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 14 bis 17 Uhr
Informationen über Führungen und Vermietungen
Förderverein Pfingstberg e.V.
Tel. +49 331 200 5793-0
http://www.pfingstberg.de/willkommen.html
Anfahrt
Es werden öffentliche Verkehrsmittel empfohlen:
Tram 92 oder 96 bis Haltestelle Puschkinallee oder Am Schragen
Bus 638 bis Haltestelle Potsdam, Am Pfingstberg oder Bus 603 bis Haltestelle Höhenstraße
PKW-Fahrer werden gebeten, die öffentlichen Parkplätze am Volkspark Potsdam zu nutzen.
Eine gute Alternative ist natürlich die Erkundung mit dem Fahrrad.
Als weiteres Ausflugziel in der Nähe empfehlen sich Park und Schloss Babelsberg.
Titelbild / Bessere Aussichten gibt es bei Sonnenschein. Im Hintergrund der Pomonatempel. / Foto: Ingo Paszkowsky