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Schloss Babelsberg. Essen bei Hofe. Foto: Ingo Paszkowsky

Ausstellung Pückler. Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin

9 Minuten Lesezeit

Noch bis 15. Oktober 2017 steht der „Gartenzauberer“ Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) im Zentrum des Veranstaltungsreigens der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin­ Brandenburg (SPSG). Die SPSG präsentiert in den noch unsanierten und seit mehreren Jahren erstmals wieder zugänglichen Räumen des Schlosses die Ausstellung „Pückler. Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin“. Die Besucher haben dann die einmalige Gelegenheit, dem Gartenkünstler Hermann von Pückler-Muskau inmitten einer seiner wichtigsten Schöpfungen zu begegnen.

Künstliche Wasserspiele im Park Babelsberg

Nach vielen Jahrzehnten sind erstmals die künstlichen Wasserspiele im Park Babelsberg wieder erlebbar. Rauschende Wasserfälle, stille Seen und plätschernde Brunnen beleben den Park unweit der Glienicker Brücke im Herzen der UNESCO-Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“.

Auch die geschmückten Gartenterrassen, die das preußische Prinzenpaar Wilhelm (I., 1797-1888) und Augusta (1811-1890) nach Anregung des exzentrischen Gartenkünstlers um das Schloss Babelsberg anlegen ließen, sind saniert und laden zum Verweilen ein.

Schloss Babelsberg aus Richtung der Glienicker Brücke. Foto: SPSG / Wolfgang Pfauder
Schloss Babelsberg aus Richtung der Glienicker Brücke. Foto: SPSG / Wolfgang Pfauder

Angeregt von seinen ausgedehnten Englandreisen verwirklichte der „Zauberer“, wie Prinzessin Augusta Pückler nannte, in Babelsberg seine gartenkünstlerischen Vorstellungen. Für den Fürsten war dieser „Gartendienst“ auch eine willkommene Gelegenheit, seine Beziehungen zum künftigen preußischen König und Kaiser Wilhelm I. zu festigen und sich selbst auf Kosten des Potsdamer Gartendirektors Peter Joseph Lenné (1797-1866) als führenden preußischen Gartenkünstler zu positionieren.

Nach 160 Jahren ist der Park mit seiner landschaftlichen Gestaltung heute zu einer selbstverständlich scheinenden landschaftlichen Szenerie herangewachsen. Dass jede Wegebiegung und Bodenwelle inszeniert und kein Blick zufällig, sondern als Gesamtkunstwerk sorgfältig komponiert wurde, wird die Ausstellung anschaulich vermitteln.

Beispielhafte Aussichten

Die wiederhergestellten großflächigen Fenster des Schlosses bilden im doppelten Sinne den Rahmen für den Blick auf den Park Babelsberg. Beispielhaft sind diese Aussichten jeweils Ausgangspunkte für die Ausstellungsthemen. So werden Besonderheiten der Pücklerschen Parkgestaltung in Babelsberg wie das aufwendige Wassersystem, die Schlossterrassen und der Pleasureground thematisiert. Eine durch alle Räume führende Nebenerzählung, der sogenannte ,,Seitenblick“, erläutert zudem die aktuellen Sanierungsergebnisse im direkten Schlossumfeld.

Schloss Babelsberg: Ein Regentag - normalerweise ist die Aussicht schöner. Foto: Ingo Paszkowsky
Schloss Babelsberg: Ein Regentag – normalerweise ist die Aussicht schöner. Foto: Ingo Paszkowsky

Man blickt aus den Schlossräumen unmittelbar auf die geschmückten Gartenterrassen, in den südlich anschließenden Pleasureground, auf die Weite der Havellandschaft- und ist schon mitten im Thema der Ausstellung. Denn es war Fürst Pückler, der auf die Errichtung der Schlossterrassen im Zusammenhang mit der baulichen Erweiterung des Schlosses ab 1844 drängte und der zur Ausschmückung der Goldenen Terrasse sich „einen ganzen Sommer abstrapazierte, nur um uns Vergnügen zu machen“, wie Augusta anerkennend ihrem Mann Prinz Wilhelm schrieb.

Und es war auch Pückler, der die „Zonierung“ des Parks vorantrieb und auf eine klare Unterscheidbarkeit des gärtnerisch intensiv ausgeschmückten Pleasureground in der Nähe des Schlosses von dem umgebenden „Park“ als idealisierter Natur, hinarbeitete.

Der Fürst und der Beamte

Die Ausstellung beleuchtet die fruchtbare Konkurrenz, die zwischen Pückler und dem preußischen Gartendirektor Peter Joseph Lenné herrschte. Beide verliehen dem Park Babelsberg seine Gestalt – letzterer im ersten Entstehungsjahrzehnt zwischen 1833 und 1842 und Fürst Pückler ab 1843 bis in die 1860er Jahre hinein.

Im Spannungsverhältnis: Pückler und Lenné. Foto: Ingo Paszkowsky
Im Spannungsverhältnis: Pückler und Lenné. Foto: Ingo Paszkowsky

Standesmäßig lagen Welten zwischen dem preußischen Beamten Lenné und dem Fürsten. Doch ungeachtet seiner viel höheren gesellschaftlichen Stellung scheint Pückler das Bedürfnis gehabt zu haben, Lennés gartenkünstlerisches Wirken zu diffamieren oder als rein technische Ingenieursleistung herabzuwürdigen.

Tatsächlich lag Pückler viel an dem Babelsberger Auftrag. Damit eröffnete sich für ihn endlich die lange gesuchte Chance, sich als Gartenkünstler im Herzen der entstehenden Potsdamer Parklandschaft zu verwirklichen und – so die zentrale These der Ausstellung – durch diesen Gefallen stand der zukünftige Thronfolger Prinz Wilhelm ab sofort in Pücklers Schuld.

Dies wiederum wusste Fürst Pückler effektiv zu nutzen, um am preußischen Hof zahlreiche eigene Anliegen voranzutreiben. Die Erlangung immer neuer und höherer Orden zählte dazu, ebenso sein zäher Kampf um den Titel „Durchlaucht“.

Der Fürst und die Prinzessin

Pücklers geschicktes Networking am preußischen Hof ist auch Thema einer Hörstation, die anhand der erhaltenen Korrespondenz das zähe Ringen um Titel, Orden und Anerkennung miterleben lässt. Mit seiner Auftraggeberin Augusta führte Pückler eine freundschaftliche Korrespondenz und bedachte sie mit Geschenken.

Kunstvoll gestaltete Decke im Schloss Babelsberg. Foto: Ingo Paszkowsky
Kunstvoll gestaltete Decke im Schloss Babelsberg. Foto: Ingo Paszkowsky

Dazu gehörte z.B. ein in der Ausstellung gezeigtes Kreuz aus Olivenholz vom Ölberg in Jerusalem, das der Fürst 1838 während seiner Orientreise erworben hatte. Geradezu symbolhaft wirkt ein besonders exotisches Geschenk Pücklers – ein blauer Hyazinth-Ara, welcher der Fürst Prinzessin Augusta schenkte und der zur großen Bestürzung der Beschenkten nach wenigen Jahren in den zugigen preußischen Schlössern verstarb. Welches die Prinzessin in einem tränenreichen Brief dem Fürsten Pückler schilderte.

Über mehrere Jahre bedachte Pückler Augusta alljährlich zu ihrem Geburtstag mit einer Ananas aus der Branitzer Schlossgärtnerei. Diese bedankte sich postwendend für die „herrlichen exotischen Früchte“.

Im Wohn- und Arbeitszimmer der Prinzessin geht es um die Bestrebungen Pücklers, mittels geschickt angeordneter Gehölzpflanzungen unterschiedliche Landschaftsbilder oder „Tableaus“ zu formen. Medienstationen mit Stereobildern und einem 3 D-Zeitraffer-Film, der den Park Babelsberg im Wechsel der Jahreszeiten zeigt, vermitteln, welche gestalterische Bedeutung die die verschiedenen Gehölze für das „Gemälde“ des Parks haben.

Der Fürst und sein Markenzeichen

Noch heute bildet die hoch aufgeastete Pappel auf dem Bowlinggreen vor dem Schloss den Mittelgrund der Fensteraussicht aus dem Raum. Die Anordnung der übrigen Bäume lässt den Blick auf den hoch aufsteigenden Geysir und nach Glienicke offen.

Zu den Markenzeichen des Fürsten gehörte das Verpflanzen großer Bäume, das ebenfalls im Wohn- und Arbeitszimmer thematisiert wird und worauf vor dem Schloss Babelsberg das originalgroße Modell eines Großbaumverpflanzwagens als freundliche Leihgabe der Stiftung Fürst Pückler-Museum Schloss und Park Branitz aufmerksam macht.

So wurden große Bäume für eine Umpflanzung transportiert. Foto: Ingo Paszkowsky
So wurden große Bäume für eine Umpflanzung transportiert. Foto: Ingo Paszkowsky

Ein eigenes Kapitel widmet die Ausstellung im Tanzsaal der Tafelkultur und der Eisbereitung, schließlich war Pückler auch Namenspatron einer bis heute beliebten Eissorte. Welche Geräte und Werkzeuge zur Eisbereitung notwendig waren ist dabei ebenso Thema wie die Menüfolgen, mit denen Pückler das Prinzenpaar oder auch den Babelsberger Hofgärtner Kindermann in Branitz bewirtete. Die Früchte der höfischen Tafel in Babelsberg stammten direkt aus der dortigen Hofgärtnerei mit ihren speziellen Obsttreibemauern nach französischem Vorbild.

Parallel zur Ausstellung im Schloss kann die originale Pücklersche Parkschöpfung besichtigt werden. Neben den Schlossterrassen und dem reich blühenden Pleasureground mit dem „Goldenen Rosengarten“ gehört ein Spaziergang zum „Schwarzen Meer“ mit seinem stillen Wasserspiegel oder dem rauschenden „Wilhelmwasserfall“ mit seinen künstlichen Felsen zu den Höhepunkten lustvollen Wandelns im Park Babelsberg.

Bis 29. Oktober 2017 widmet die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz im Schloss Branitz in Cottbus dem grünen Fürsten ebenfalls eine Ausstellung unter dem Titel „Augusta von Preußen. Die Königin zu Gast in Branitz.“

Weitere Informationen: www.pueckler-museum.de

Die Kaiser Wilhelm (Pückler-Eis-) Bombe. Foto: SPSG / Wolfgang Pfauder
Die Kaiser Wilhelm (Pückler-Eis-) Bombe. Foto: SPSG / Wolfgang Pfauder

Die Geschichte des Schlosses Babelsberg

Schloss und Park Babelsberg wurden ab 1833 für den preußischen Prinzen Wilhelm und seine Gemahlin Augusta von Sachsen-Weimar angelegt. Über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren verbrachte das spätere Königs- und Kaiserpaar hier seine Sommertage.

Der erste Bauabschnitt wurde von 1834-35 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) errichtet. Von 1844 bis 1849 fand eine Erweiterung des Bauwerks statt. Schinkels Schüler Ludwig Persius (1803-1845) und Johann Heinrich Strack (1805-1880) hatten dabei den ursprünglichen Entwurf auf Wunsch des Bauherrn zu modifizieren.

Das Kaiserpaar nahm regen Anteil an der Gestaltung seines Lieblingsdomizils und fügte bis in die 1880er Jahre immer wieder neue Ausstattungsobjekte in das Gesamtkunstwerk ein.

Wie kein zweites preußisches Schloss ist Babelsberg weitgehend Ausdruck der Epoche Wilhelms I. geblieben. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal ist das Baudenkmal auch für historisch interessierte Touristen sehenswert, die diese Zeitebene an nur wenigen authentischen Orten besichtigen können.


Park Babelsberg vom Wasser aus gesehen – Video auf Youtube


Service

Pückler. Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin
Bis 15.10.2017

Schloss Babelsberg Park Babelsberg 10

14482 Potsdam

Öffnungszeiten:

Di  –  So, 10 – 18 Uhr, letzter Einlass 17:30 Uhr

Eintritt:

10 Euro, erm. 8 Euro, inkl. Ausstellungsplan

Familienkarte:

Zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder, 26 Euro

Ein Erwachsener und bis zu vier Kinder, 16 Euro

(Kinder bis  zum  vollendeten 18.  Lebensjahr)

Tickets online:

https://tickets.spsg.de/

Die Ausstellung wird von einem  umfangreichen  Veranstaltungsprogramm begleitet:

www.spsg.de/pueckler-babelsberg

SPSG-Besucherinformation

Tel.: 0331.96 94-200, info@spsg.de

Gruppenangebote:

SPSG-Gruppenservice

Postfach  60 14 62

14414 Potsdam

gruppenservice@spsg.de

Tel.: 0331/96 94-222

Fax: 0331/96 94-107

Publikationen:

Park Babelsberg – Kleiner Führer durch den Park Babelsberg

ISBN: 978-3-422-04043-4

ca. 5,95 Euro

Park Babelsberg –  Für Kinder

Ein interaktiver Spaziergang durch den Park Babelsberg

ISBN:  978-3-422-04044-1

ca. 4,95 Euro

Beide Publikationen erscheinen im Deutschen Kunstverlag.

Verkehrsanbindung:

Öffentliche Parkplätze stehen nur begrenzt zur Verfügung (Parkplatz Ecke Allee nach Gtienicke / Lankestraße). Die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird empfohlen.

Ab Haltestelte  S Babelsberg / Schulstraße:

Bus 616 Richtung Griebnitzsee bis Haltestelte Schloss Babelsberg

Samstags, sonntags und an Feiertagen:

Ab Haltestelle  S Potsdam Hauptbahnhof:

Bus 603 Richtung Schloss Babelsberg bis Haltestelte Schloss Babelsberg (verlängerte Streckenführung für die Dauer der Ausstellung)

Titelfoto / Schloss Babelsberg. Essen bei Hofe. / Foto: Ingo Paszkowsky

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