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Naturführer René Geyer liebt die Natur auf Rügen. Foto: René Geyer

Rügen: Wandern mit passioniertem Naturführer zu geflecktem Ferkelkraut und jahrtausendealten Hünengräbern

4 Minuten Lesezeit

Bereits zu Beginn des Ausflugs treibt uns René Geyer ein Schmunzeln ins Gesicht. „Wer mit einem Geyer unterwegs ist, sieht auch Seeadler.“ Die Anekdote mit dem unvermittelten Ausruf eines rheinländischen Urlaubers legt die Messlatte hoch und macht zugleich Lust. Lust auf einen Ausflug abseits des Trubels, in unberührte Natur, zu duftenden Kräutern und wilden Tieren, in die Geschichte und Kultur der Insel Rügen.

Seit mehr als 15 Jahren führt der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger und passionierte Naturführer Urlauber zu geflecktem Ferkelkraut und jahrtausendealten Hünengräbern auf Deutschlands größtem Eiland. Eine Liebe, die im wahrsten Sinne des Wortes tief verwurzelt und doch von Höhen und Tiefen geprägt ist. Geboren auf Rügen zog die Familie schon bald ins hanseatische Greifswald, nahe dem sein Vater in einem Kernkraftwerk als Ingenieur arbeitete. Regelmäßige Sommerurlaube bei der Oma im kleinen Seebad Baabe weckten stetig die Sehnsucht zur Heimat, in die er 2003, mehr als dreißig Jahre später, zurückkehrte.

Nach einer kurzen Einführung an der Infotafel des Naturschutzgebietes geht es los. „Bitte bleiben Sie auf den Wegen und leinen Sie Ihre Hunde an“, hallt es, als sich die ersten Teilnehmer und ihre Vierbeiner den bunten Gewächsen am Wegesrand nicht entziehen können. Vorbei an gänzlich unbehandelten Feldern, die dem Schutz des Biosphärenreservates Südost-Rügen unterstellt sind, ziehen wir auf schmalen Pfaden Richtung Westen. Immer wieder fallen mal lila farbenes Grün, mal roter Wildwuchs an den Rändern der Felder auf. „Das sind Ackerbegleitpflanzen“, teilt Geyer mit und geht in die Hocke. „Ein seltenes Gut, das hier noch sein darf.“

Wenige Schritte später erspähen wir endlich die ersten Wildkräuter. Ganz zart erblühen sie auf so genannten Halb- oder Magertrockenrasen, wie uns René Geyer wissen lässt. „Das Besondere an diesen Wiesen ist der Artenreichtum und, dass die meisten Pflanzen dieser wertvollen Flächen auf der Roten Liste stehen“ – sagt er und nimmt eine Prise ihres frischen Duftes. Während wir gemächlich auf die sanften Erhebungen des Zicker Höftes zulaufen, begleitet uns lautstark der schmetternde Frühlingsgesang der Feldlerchen. „Ein akustischer Schmaus, der sich nur noch selten so intensiv wie an diesem Fleckchen Rügen erleben lässt“.

Die Eidechse auf dem Schuh von René Geyer genießt Sonne, Wärme und Aussicht. Foto: René Geyer

Auf den Höhen des Höftes richtet sich aller Blick vom Boden in die Ferne und wird nur durch das aufgeregte Flattern der ersten Zitronenfalter des Frühlings unterbrochen. Ein grandioser Ausblick über die malerische Halbinsel Mönchgut bis zum vorpommerschen Festland fasziniert und motiviert für die nächsten Naturentdeckungen, die nicht lange auf sich warten lassen. Genauso wenig wie die nächste spannende Geschichte, die Kräuter-Geyer bereits mit strahlenden Augen ankündigt. Am sagenumwobenen Nonnenloch, das direkt am Ufer des Boddens mit einem Meer aus purpurfarbenen Leberblümchen und Lerchenspornen über dem noch graubraunen Waldboden aufwartet, legt er los. Während es vor lauter Idylle schwer fällt, unsere Blicke zu fokussieren, lauschen wir der Sage von den „Witten Wiwern“, die tagein tagaus auf den Steinen am Wasser ihr goldenes Haar kämmten und die strahlende Sonne genossen.

Plötzlich huscht eine Waldeidechse über den Fuß des Naturexperten. Fünf Minuten lang frohlockt sie zwischen Schnürsenkel und dem dicken schwarzen Leder der viel genutzten Wanderschuhe. Während der filigrane Sonnenanbeter zum Fotoobjekt des Tages wird, ist weit oben das Schreien eines Seeadlers zu hören.

Wer Rügens Naturwunderwelt hautnah entdecken möchte, hat im Rahmen des Wanderfrühlings Rügen noch bis zum 22. April 2018 die Möglichkeit dazu. Neben Frühlingswildkräuterwanderungen mit dem Naturführer René Geyer im Zicker Höft oder rund um den Schwarzen See nahe Sellin warten mehr als 50 weitere kostenfreie Angebote auf Aktive.

Den Wanderfrühling verpasst? Keine Sorge, es gibt auf Rügen noch genug Gelegenheiten zum Wandern.

Weitere Informationen:

www.ruegen.de/wanderfruehling

Titelfoto / Naturführer René Geyer liebt die Natur auf Rügen. / Foto: René Geyer


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Wanderfrühling Rügen. Foto: TZR/Christian Thiele

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