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STADTRADELN: Geschichten vom Radeln in Baden-Württemberg

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Das STADTRADELN 2020 schreibt Geschichte(n). Menschen aus 350 Kommunen von Mannheim bis zum Bodensee radelten über 23 Millionen Kilometer und unterstreichen die riesige Motivation für das Fahrradfahren im Land.

Das Ergebnis des diesjährigen STADTRADELN-Wettbewerbs, gefördert von der Initiative RadKULTUR, zeigt: Die Begeisterung der Menschen in Baden-Württemberg für das Fahrradfahren ist im bundesweiten Vergleich nicht zu übertreffen. 350 Kommunen im Land haben in diesem Jahr am STADTRADELN teilgenommen, davon 138 zum ersten Mal.

Damit belegt Baden-Württemberg gleich in dreifacher Hinsicht den Spitzenplatz: Bei der Anzahl der teilnehmenden Kommunen, den zurückgelegten Kilometern pro Einwohnerin oder Einwohner und dem Anteil der aktiv Radelnden pro Einwohnerzahl. Über 23 Millionen Kilometer haben die Teilnehmenden erfasst, das entspricht im Vergleich zum Vorjahr (11,74 Millionen) einer Steigerung um fast 100 Prozent. 3.400 Tonnen CO2 konnten so vermieden werden. Die meisten Kilometer pro Einwohner legten die Teilnehmenden in Altshausen im Landkreis Ravensburg zurück, die meisten Kilometer absolut sammelte der Ortenaukreis.

Menschen haben das Radfahren für sich entdeckt, Teams sind für eine gute Sache über sich hinausgewachsen, Kommunen haben sich übertroffen.

Die RadKULTUR-Geschichten des Jahres

Stuttgart. Erstmals waren in diesem Jahr die Ministerien des Landes Baden-Württemberg mit einem gemeinsamen Team beim STADTRADELN am Start – und radelten direkt auf Platz 1 in Stuttgart. Gemeinsam mit Bürgermeister Peter Pätzold und den Kapitänen der Stuttgarter Teams ließ es sich Verkehrsminister Winfried Hermann (MdL) beim Auftakt im September nicht nehmen, die ersten Kilometer für die Landeshauptstadt zu sammeln.

Mannheim. Über 2.000 STADTRADELN-Teilnehmende in der Geburtsstadt des Fahrrads: Mannheim hat im Corona-Jahr gezeigt, dass die Menschen auf eine gesunde Fortbewegung im Alltag setzen. Die Eugen-Neter-Schule machte sich im Rahmen der Aktion gemeinsam mit Unterstützerinnen und Unterstützern für sichere Fuß- und Radwege stark – und belegte in der Teamwertung der Stadt den ersten Platz.

„Dass Einzelpersonen, Familien oder auch Klassen separat radeln, sich aber für ein gemeinsames Ziel einsetzen konnten, war dieses Jahr ein hervorragendes gemeinschaftsstiftendes Ereignis“, betonte Schuldirektorin Silvia Challal.

Auch das Team vom Mannheimer Universitätsklinikum, das im Ranking auf Platz zwei landete, zog dieses Jahr gemeinsam an einem Strang: „Wir haben einige passionierte Radfahrer, die das ganze Jahr über weite Strecken fahren – auch zur Arbeit. Zusätzlich haben sich neue Teams gebildet, die sehr motiviert waren, um für den Sieg der Aktion mitzufahren“, so Hardy Reckling, Leiter der Stabsstelle Betriebliches Gesundheitsmanagement beim Uniklinikum. Einen Dank der Stadt gab es im Sommer für diese beiden und alle anderen Teams im Rahmen einer Outdoor-Prämierung auf der Seebühne im Mannheimer Luisenpark.

Rekordergebnisse beim STADTRADELN in Baden-Württemberg (links); Die RadKULTUR hat Geschichten aus dem ganzen Land eingesammelt (rechts) / Quelle: obs/Initiative RadKULTUR

Mengen. Früh übt sich: Die RadKULTUR-Förderkommune Mengen vergab einen Sonderpreis für den jüngsten Teilnehmenden beim STADTRADELN. Den Titel sicherte sich der zweijährige Elia Wolf, der mit seinem Laufrad für das Team „Stadtmission“ innerhalb des dreiwöchigen Aktionszeitraums insgesamt stolze 16,5 Kilometer zurücklegte.

Ortenaukreis. Ursprünglich plante der Ortenaukreis gar nicht, am STADTRADELN teilzunehmen – doch der Landkreis ließ sich von der RadKULTUR-Servicestelle ermutigen und machte eine klare Ansage: „Wenn wir mitmachen, dann nur, wenn wir auch gewinnen.“ Gesagt und in die Tat umgesetzt: Gleich bei seiner allerersten Teilnahme am STADTRADELN belegte der Ortenaukreis 2020 den ersten Platz unter den baden-württembergischen Kommunen. Für Landrat Frank Scherer ein tolles Gemeinschaftsergebnis: „Newcomer zu sein – das ist ein toller Erfolg, der nur durch das große Engagement zahlreicher Städte und Gemeinden und vieler hochmotivierter Teams möglich wurde. Die Ortenauerinnen und Ortenauer haben starken Teamgeist und Kampfeswillen bewiesen. Das hat unsere hervorragende Platzierung erst möglich gemacht.“

Über 227.000 Menschen machten bei der Aktion mit – auch Erik Weide, Bürgermeister der Gemeinde Friesenheim, der als „STADTRADELN-Star“ drei Wochen lang auf sein Auto verzichtete. Zu seiner Motivation sagte er auf stadtanzeiger-ortenau.de: „Jeder eingesparte Kilometer mit dem Auto leistet einen Beitrag zum Klimaschutz.“

Stuttgart. Radpendeln boomt. Beim STADTRADELN in Stuttgart haben sich deshalb dieses Jahr gleich zwei Unternehmen oben in der Gesamtwertung abgesetzt. Den zweiten Platz im Ranking belegte das Team der MAHLE International GmbH. Christian Wilde, Projektingenieur bei MAHLE, führt den Erfolg auf das Engagement und den Zusammenhalt im Unternehmen zurück: „Bei uns gibt es abgeschlossene Fahrradparkplätze, Umkleidemöglichkeiten und eine Betriebssportgruppe. Wir sind seit Anfang an dabei – ich denke, es liegt vor allem am guten Miteinander unter den Kolleginnen und Kollegen, dass die Aktion so gut angenommen wird.“

Auch die Landesbank Baden-Württemberg, die in diesem Jahr eng mit der Initiative RadKULTUR zusammenarbeitete, nahm mit dem dritten Platz erfolgreich am STADTRADELN in Stuttgart teil. „Die rege Teilnahme an der Aktion hat gezeigt, wie viele Radbegeisterte es in der LBBW gibt. Deshalb planen wir, an unserem Standort in Stuttgart demnächst einen RadSERVICE-Punkt aufzustellen. Dieser bietet den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, kleinere Fahrradreparaturen durchzuführen und schafft so einen Anreiz, das Fahrrad für den täglichen Weg zur Arbeit zu nutzen.“, sagte Katharina Doedens, Gruppenleiterin im Konzerneinkauf.

Sigmaringen. Radbegeisterung trifft Stadtgeschichte: Im Rahmen des Sonderpreises „Sigmaringer Geschichte“ loste die Stadt Gewinnerinnen und Gewinner von Sachpreisen aus jedem STADTRADELN-Team aus, das über 1.013 Kilometer auf dem Konto hatte. Der Hintergrund: Die Stadt Sigmaringen feiert 2020 ihren 1013. „Geburtstag“.

Landkreis Konstanz. Gelungene Premiere: Der Landkreis Konstanz nahm im Herbst erstmalig am STADTRADELN teil – und konnte auf Anhieb neun Städte und Gemeinden für eine Teilnahme begeistern. Sandra Sigg, Radverkehrsbeauftragte des Landkreises, blickt auf eine besonders spannende und intensive Zeit zurück: „Ich bin seit Anfang September im Landratsamt, kam also genau richtig. Der Austausch mit den Kreiskommunen war unglaublich bereichernd. Gemeinsam konnten wir jede Menge Menschen fürs Radfahren begeistern – trotz Abstand und virtueller Kommunikation.“

Pünktlich zum STADTRADELN im Landkreis Konstanz konnten auch die Mitarbeitenden der Sparkasse Hegau-Bodensee ihre Dienstwege mit dem nagelneuen Dienst-E-Bike zurücklegen. Im Ranking beim STADTRADELN belegte das 42-köpfige Sparkassen-Team kreisweit den sechsten Platz. Vorstandsvorsitzender Dr. Alexander Endlich: „Nachhaltigkeit besitzt für uns einen hohen Stellenwert. Viele unserer Angestellten fahren bereits regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit. Beim STADTRADELN haben sich die Kolleginnen und Kollegen gegenseitig motiviert, um noch mehr Kilometer zu erreichen und für das gemeinsame Team möglichst oft umweltfreundlich unterwegs zu sein.“

Landkreis Ravensburg. Die Radverkehrskoordinatorinnen und -koordinatoren der Städte und Gemeinden im Landkreis Ravensburg haben beim STADTRADELN wieder vollen Einsatz gezeigt! Gemeinsam mit dem Landkreis organisierten die Kommunen zum Auftakt eine Fahrrad-Schnitzeljagd. Ganz vorne konnte die kleine Gemeinde Althausen mitmischen: Dank des Engagements von Koordinator Michael Epp belegte sie bundesweit in der Kategorie „Meiste Kilometer in Kommunen mit unter 10.000 Einwohner/innen“ den ersten Platz. In Aulendorf stellten die STADTRADELN-Beauftragten zum Abschluss der Aktion ein Fahrrad- Kino auf die Beine. Starke Unterstützung vom Gemeinderat gab es in Isny im Allgäu, wo dieser unter dem Team-Namen „Der Rat fährt Rad“ Kilometer für die Aktion sammelte.

Landkreis Karlsruhe. Eine nachhaltige Idee hatte dieses Jahr die Umwelt- und EnergieAgentur des Landkreises Karlsruhe: Die STADTRADELN-Teilnehmenden konnten sich im Rahmen eines Videowettbewerbs kreativ an der Aktion beteiligen. Für jedes eingesandte Video wird im Rahmen einer Schulaktion ein Baum gepflanzt. Und auch in Sachen Kilometer war das STADTRADELN ein voller Erfolg: „Die Ergebnisse im Landkreis Karlsruhe sind eindeutig: Trotz oder gerade wegen der Kontaktbeschränkungen im Sommer wurden mehr als doppelt so viele Kilometer wie im Vorjahr erradelt. Auch die teilnehmenden Städte und Gemeinden im Landkreis waren äußerst engagiert und kreativ, haben Fahrräder bunt bemalt, Foto-Collagen erstellt oder medial die STADTRADELN-Stars begleitet“, so die EnergieAgentur.

Video zum STADTRADELN 2020 im Landkreis Karlsruhe

Tübingen. Mit der Schwimmnudel auf Abstand: Die Stadt Tübingen eröffnete ihren STADTRADELN-Zeitraum im September mit einem echten Hingucker. Mit Poolnudel auf dem Gepäckträger fuhren die Teilnehmenden durch die Tübinger Innenstadt und warben so für Schutz vor Infektionen wie auch für mehr Umsicht im Straßenraum.

Güglingen im Landkreis Heilbronn. Günter Glatter und Simon Zeyer vom Team „PowerCycler RSG“ haben beim STADTRADELN im Landkreis Heilbronn innerhalb von drei Wochen zu zweit über 4.500 Kilometer zurückgelegt. Damit belegten die beiden nicht nur im Landkreis Heilbronn, sondern auch im baden-württembergischen Wettbewerb RadPENDLER BW den ersten Platz in der Kategorie „Aktivstes Team mit den meisten Kilometern relativ“. Toller Einsatz der zwei Power Cycler: Mithilfe von Sponsorengeldern haben die beiden mit ihrer Leistung das gemeinnützige Spendenprojekt „Fahrräder für Bildung“ unterstützt.

Hintergrund

Für eine fahrradfreundliche Mobilitätskultur in Baden-Württemberg

Das Land macht sich stark für eine moderne und nachhaltige Mobilität. Der Anteil des Radverkehrs im Mobilitätsmix soll deutlich gesteigert werden. Die Initiative RadKULTUR ist bereits seit 2012 eine zentrale Maßnahme des Landes zur Förderung einer fahrradfreundlichen Mobilitätskultur. In enger Zusammenarbeit mit Kommunen und Unternehmen sowie mit der Unterstützung eines stetig wachsenden Partnernetzwerks, bietet die Initiative den Menschen positive Radfahr-Erlebnisse in ihrer individuellen Alltagsmobilität. So wird deutlich: Das Fahrrad ermöglicht es, im Alltag zeitgemäß mobil zu sein.

Mehr unter www.radkultur-bw.de

Über das Klima-Bündnis und das STADTRADELN

Das Klima-Bündnis ist ein Netzwerk europäischer Kommunen in Partnerschaft mit indigenen Völkern, das lokale Antworten auf den globalen Klimawandel entwickelt. Seit 2008 dient das STADTRADELN dem Klimaschutz sowie der Radverkehrsförderung und kann weltweit von allen Kommunen an 21 zusammenhängenden Tagen vom 1. Mai bis 30. September (in diesem Jahr: bis 31. Oktober) durchgeführt werden.

Titelfoto / pixabay / renategranade0

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